Mein selbstgebauter PC und Case-Modding-Projekt
Sie lesen einen älteren Blogeintrag. Bitte beachten Sie, dass die hierin enthaltenen Informationen technologisch veraltet sein können. Dieser Text spiegelt nicht unbedingt meine aktuellen Meinungen oder Fähigkeiten wider.
Dies ist die originale deutsche Version dieses Textes. Er ist auch als englische Übersetzung verfügbar.
25. April 2007
Abseits von Computerkatalogen und Casemodding-Foren mag es einige Besucher verwundern, hier einen eigenen Artikel zu finden, die meinem PC – einem Gebrauchsgegenstand – gewidmet ist. Andere Besucher (die mich kennen) wundert es wiederum möglicherweise gar nicht. Aber warum das Ganze?
Ein PC ist zunächst mal ein Werkzeug, mit dem man Aufgaben erledigen kann. Natürlich kann man jedes Werkzeug untersuchen und sich fragen, wie es wohl funktioniert. Dabei offenbart sich im Falle des PCs ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von einzelnen Komponenten, die miteinander in einer genau definierten Wechselwirkung stehen. Man kann überall Dinge verändern, umbauen, austauschen. Das Innere eines PCs verfügt über eine ganz eigene Ästhetik, die vermutlich am ehesten von jenen Personen erkannt und genossen wird, die eine gewisse Routine darin entwickelt haben, PCs auseinander- und wieder zusammenzubauen. Irgendwann wagte es jemand, sich zu fragen, warum man diesem Gefüge ein Feigenblatt (in Form eines beigefarbenen Metallkastens) aufsetzen müsse. Diese Frage bildet den Grundstein zum Case-Modding: Der Computer wird als Selbstzweck wahrgenommen und avanciert zum Handwerks- und vielleicht sogar zum Kunstobjekt.
Als jemand, der seinen PC sehr häufig nutzt, konnte ich nicht widerstehen, meine kreative Energie auch an ihm auszulassen. Das Ergebnis findet sich hier.
Hardware
Ich lasse die (annähernd) komplette Liste mal für sich sprechen:
- Mainboard: ASUS A8N-E
 - CPU: AMD Athlon 64 3200+ (Venice)
 - RAM: MDT 2048MB DDRRAM PC400 TwinPack 2x1GB
 - Grafikkarte: EVGA e-GeForce 7600GS PCI-E 256MB Passive
 - Netzwerk: Realtek RTL8139C(L) 10/100Mbit/s Fast Ethernet PCI
 - Festplatten: Samsung SpinPoint P120, SP2504C, 250GB; Maxtor DiamondMax 6Y160P0, 160GB
 - CD/DVD: NEC ND-3550A
 - Monitor: BenQ FP71V+ 17" 4ms TFT
 - Tastatur: Logitech Deluxe 250
 - Maus: Revoltec Lightpad Precision (Green Edition)
 - Drucker/Scanner: Canon PIXMA MP500
 - Lautsprecher: Creative Inspire 280
 
Gehäuse
Bei meinem Gehäuse handelt es sich um ein Raidmax Cobra in der Farbkombination schwarz-gelb. Gleich auf den ersten Blick habe ich mich seinerzeit in die Optik des Gehäuses verliebt – das und kein anderes sollte es sein.

Mit dem Gehäuse lässt sich angenehm umgehen. Dadurch, dass es aus Edelstahl gebaut ist, ist es recht schwer, die Größe von nur 42cm (wenn man sich da mal die Bigtower anschaut, die gerade in Mode sind…) macht es aber wieder besser transportierbar. Die Frontanschlüsse (USB und Sound hinter einer Klappe) sind am unteren Ende etwas unglücklich platziert, die Klappe lässt sich kaum richtig öffnen. Desweiteren bietet das Cobra im Heck leider nur Platz für 80mm-Lüfter – schlecht für die Lautstärke.
Am Gehäuse habe ich dann letztendlich folgende Veränderungen vorgenommen:
- Ich habe die Front auseinandergebaut um die verbauten LEDs (bei den „Augen“ handelt es sich um einfache Plexiglaskörper) gegen ultrahelle grüne auszutauschen und in dem Zuge den gelben Bereich ebenfalls grün zu lackieren.
 - Außerdem habe ich die Plexiglasscheibe des Fensters gegen eine ohne Lüfterloch ausgetauscht – seitliche Lüfterlöcher sind eh kontraproduktiv für den Luftstrom. Mein Luftstrom geht ATX-konform von unten vorne nach oben hinten und kommt an allen wichtigen zu kühlenden Komponenten vorbei. Davon abgesehen hätte ein seitlicher Lüfter den Geräuschpegel deutlich erhöht und den Blick auf das Innere des Gehäuses versperrt.
 - Das gelbe Lochgitter wurde durch richtige Staubfilter ersetzt.
 - Zusätzlich zu diesen Staubfiltern habe ich den unteren Teil der Front (den mit den Lüftungsschlitzen) mit schwarzem Stoff bezogen, weil ich ein bequemer Mensch bin. So sammelt sich der Staub gleich außen und ich muss das Gehäuse zum Säubern nicht öffnen. :) Außerdem passt mir die Optik auch ganz gut. Damit habe ich ein zweistufiges Staubfiltersystem und hoffe, dass die Luft im Gehäuse relativ staubfrei bleibt. Konsequenterweise habe ich die Luftlöcher in der linken Gehäuseseite von Innen mit Tesa abgedichtet.
 
Es arbeiten in dem Gehäuse insgesamt drei Lüfter: Der des Netzteils (temperaturgeregelt) und zwei 80mm-Lüfter vom Typ Papst 8412/N2GLE geregelt auf 5,2V. Dazu mehr im folgenden Abschnitt.
Kühlung und Lautstärke
Mein Kühlkonzept (Dank für Hilfen und Fallbeispiele an die Community von silenthardware.de) basiert auf dem Ansatz, innerhalb des Gehäuses passiv zu kühlen um Luftverwirbelungen und Geräuschpegel zu reduzieren und durch sinnvoll eingesetzte Gehäuselüfter einen effizienten Wärmeabtransport zu ermöglichen.
Die CPU kühle ich mit einem Scythe Ninja, im Passivbetrieb (ohne Lüfter) natürlich völlig geräuschlos. Den kleinen 40mm-Wirbler auf dem Chipsatz habe ich gegen einen Thermalright HR-05 ausgetauscht. Auf dem nForce4-Chip wird der im Dauerbetrieb zwar verflixt warm (ich würde ihn nicht länger als eine Sekunde anfassen wollen), aber er tut seinen Job anscheinend gut. Die Grafikkarte ist schon ab Werk passiv gekühlt und brauchte deshalb keine weitere Aufmerksamkeit.
Für die Belüftung sorgen das Seasonic-Netzteil mit dem eingebauten 120mm-Lüfter und zwei entkoppelte Papst 8412/N2GLE im Heck. Diese liefen zunächst probehalber mit voller Drehzahl. Als sich zeigte, dass alle Temperaturen im dunkelgrünen Bereich lagen, habe ich sie noch mit einer selbstgebauten Lüftersteuerung (die ganz einfache LM317-Lüftersteuerung von modding-faq.de) auf 5,2V heruntergeregelt. Dieser krumme Wert kam so zustande, dass ich mit der Regelung ja zunächst über keine präzise Skala verfügte. Ich habe die Lüfter also auf einen Wert irgendwo knapp über der Anlaufspannung eingestellt und dann im Nachhinein die Spannung gemessen.
Der Lüfter im Netzteil erzeugt ein so gut wie unhörbares Rauschen und hat meinen Qualitätstest somit bestanden. Die beiden Päpste produzieren leider auch bei niedriger Betriebsspannung ein deutliches Motorenklackern. Bei geschlossenem Gehäuse ist es so ab 30cm Entfernung zwar nur noch zu erahnen, vielleicht tausche ich sie aber trotzdem bei Gelegenheit gegen leisere Lüfter aus, mal sehen.
Alle drei Lüfter pusten die Luft nach hinten oben aus dem Gehäuse heraus. Weil ich keine Lust hatte, überflüssige Lüfter in der Front zu verbauen, habe ich alle Gehäuseöffnungen (speziell die an den Seiten, siehe auch im vorigen Abschnitt) abgedichtet, so dass Luft nur noch durch die Lüftungsschlitze unten vorne angezogen wird. So entsteht der gewünschte Luftstrom.
Als Spielefreak, der an PCs in Staubsaugerlautstärke gewöhnt ist, mag man kaum glauben, dass dieses Konzept aufgeht. Aber doch: Selbst unter Volllast kommt höchstens mal die Grafikkarte über 40°C, die CPU bleibt angenehm kühl, ebenso zeigen die Temperatursensoren des Mainboards nur Temperaturen im 30er-Bereich an. Im Sommer werden's vielleicht ein paar Grad mehr, mal sehen.
Front-Panel und Diorama
In einem ungenutzten 5¼-Zoll-Slot habe ich ein eigenes Front-Panel untergebracht. Dieses enthält eine USB-Buchse, vier Wippschalter für die LED-Beleuchtung (1. vorne, 2. innen grün, 3. innen orange, 4. Ausschalter für die Status-LEDs), ein Schloss für meinen selbst entworfenen Datensafe, sowie vier Status-LEDs für Power, Festplatten-Aktivität, Netzwerk-Aktivität und den Datensafe (geöffnet oder geschlossen).
Für den Datensafe habe ich ein USB-Kabel aufgeschnitten und die Datenleitungen an Subminiaturrelais angelötet, welche über einen Schlüsselschalter in der Front geschaltet werden. An das modifizierte USB-Kabel ist innerhalb des Gehäuses ein USB-Stick angeschlossen. Das funktioniert tatsächlich zuverlässig und gibt einen wunderbaren, unhackbaren (weil physikalisch trennbaren) Speicher für wichtige Daten. Den Schlüssel dafür trage ich ganz normal am Schlüsselbund. Ich konnte keine Hinweise finden, dass das vor mir schon mal jemand so umgesetzt hat.
Alle Schaltungen und Platinen sowie der USB-Stick befinden sich in einem ausgeschlachteten CD-Laufwerk, an welches auch das Front-Panel geklebt ist. Die Leuchtmodule sind per Hohlstecker an das Laufwerksgehäuse anzuschließen (gewählt statt Stiftleiste wegen der Verpolungssicherheit), ebenso ist an die Netzwerkkarte eine Hohlstecker-Buchse angelötet. Die Beleuchtung (insbesondere die Funktion der ersten drei Wippschalter) ist somit modular aufgebaut.
Im hinteren Bereich (bei den PCI-Karten) habe ich eine stimmungsvolle, spannungsgeladene Naturszene passend zum Gehäuse aufgebaut. Ein Stück Kunstrasen dient als Untergrund, auf dem zwei Tierfiguren, eine Kobra und ihre Beute, platziert sind. Drumherum sind etwas Moos und mehrere Steine als Landschaft platziert.
Die getrennte Beleuchtung (jeweils ein Spotlight auf Kobra und Beute) in kontrastierender Farbe (orange) vom Rest (grün) schafft Distanz zwischen den zwei Welten, wobei ich sogar darauf geachtet habe, dass die beiden Farben möglichst wenig in den Bereich der jeweils anderen hereinleuchten. Andererseits sind die PCI-Karten und der Chipsatzkühler präsent, die eine fließende Ästhetik zwischen Natur und Technik erzeugen. Eine Hybridwelt? Oder doch nur eine Theaterkulisse? Der Beobachter entscheidet.
Klar zu erkennen ist die Jäger-Beute-Spannung im Aufbau, Kobra und Hase blicken sich in die Augen. All das passt zum Gehäuse selbst, welches schon von Haus aus eine aggressive Ausstrahlung mit Kobra-Symbolik zur Schau stellt.
Deutsche Case-Modding Meisterschaft 2007
Mit dem fertigen PC war ich am 21. und 22. April in Dortmund als Teilnehmer der Deutschen Case-Modding Meisterschaft 2007. Dort konnte ich eine Menge interessante und kompetente Leute kennen lernen, Erfahrungen austauschen und gemeinsam viel Spaß haben. Für mich wenig überraschend hat es nicht für eine Platzierung auf dem Treppchen gereicht, aber eine wunderbare Erfahrung war es trotzdem.






