Bachelorarbeit-Bericht Nr. 5

Sie lesen einen älteren Blogeintrag. Bitte beachten Sie, dass die hierin enthaltenen Informationen technologisch veraltet sein können. Dieser Text spiegelt nicht unbedingt meine aktuellen Meinungen oder Fähigkeiten wider.

Dies ist die originale deutsche Version dieses Textes. Er ist auch als englische Übersetzung verfügbar.

17. August 2010

Diese Woche mache ich einen kleinen thematischen Sprung von der Teachlet-Definition zurück zu meiner Empirie. Vor ein paar Wochen habe ich bereits ein mal erwähnt, dass ich gerne Interviews führen möchte, um mehr „Futter“ für meine Arbeit zu sammeln. Heute möchte ich euch erklären, wie ich darauf gekommen bin, welche Methodik ich anwenden möchte und was ich damit erreichen will.

Arten von Interviews

Die Sozialforschung kennt eine beachtliche Vielzahl an Formen und Standards für Interviews. Für meine Herangehensweise sind vor allem die verschiedenen Arten von Leitfadeninterviews (im Gegensatz zu standardisierten Interviews) interessant, da diese im Vergleich eher offen strukturiert sind und während des Interviews das freie Erzählen des Befragten erlauben und sogar fördern, so dass Themen zur Sprache kommen können, die bei der Erstellung des Fragenkatalogs noch nicht erahnt werden konnten.

Sehr stark vereinfacht (Methodik-Puristen bitte kurz weghören) könnte man sagen: Bei Leitfadeninterviews müssen nicht alle Fragen im Vorfeld auf dem Papier stehen. Außerdem hofft der Leitfadeninterviewer tendenziell nicht auf möglichst kurze und präzise, sondern auf möglichst lange und ausführliche Antworten. Keine zwei Leitfadeninterviews sind identisch.

Das problemzentrierte Interview

Die Leitfadeninterviews sind dann weiter unterteilt. Nachdem ich mir einen groben Überblick verschafft habe, tendiere ich dazu, mich an der Herangehensweise des problemzentrierten Interviews zu orientieren (Zitat Wikipedia):

Das problemzentrierte Interview (engl.: problem-centered interview) ist eine Erhebungsmethode der qualitativen Sozialforschung, mit der Daten von Befragten erfragt (und ausgewertet) werden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erfahrungen, Wahrnehmungen und Reflexionen der Befragten zu einem ganz bestimmten Problem (Thema).

Die Methode macht dann noch weitere Anforderungen an die Systematik (z.B. einen ergänzenden Kurzfragebogen). Um zu entscheiden, ob die zusätzlichen Strukturen für mich netto lohnenswert sind, werde ich mich wohl erst mal ein bisschen einlesen müssen. Fest steht aber, dass der o.g. Einsatzkontext für mich sehr gut passt.

Interviewleitfaden

Das zentrale Dokument eines Leitfadeninterviews ist – Überraschung – der Interviewleitfaden. Dieser ist so etwas wie eine Agenda für das Interview. Er beinhaltet alle Themen (häufig auch vorformulierte Fragen), die der Interviewer besprechen möchte, in einer voraussichtlich sinnvollen Reihenfolge. Er dient dazu, den Überblick zu bewahren und sicherzustellen, dass im Verlauf des Interviews kein Thema vergessen wird.

Wahrscheinlich werde ich für jedes Interview einen eigenen Leitfaden entwickeln oder zumindest Anpassungen vornehmen müssen, da die Erfahrungen mit Teachlets bei verschiedenen Moderatoren unterschiedlicher Art sind. Trotzdem muss vorher ein Grundgerüst existieren. Daher sind hier schon mal (mehr oder weniger aus dem Bauch heraus) ein paar Fragen, die ich stellen möchte.

  1. Welche Erfahrungen mit dem Teachlet-Konzept hast du bereits gesammelt?
  2. Wie hast du Teachlets erlebt im Vergleich mit anderen Lehrformen, die du kennst?
  3. Wo siehst du Grenzen des Konzepts? Wo würdest du Teachlets auf keinen Fall einsetzen?
  4. Hast du Hinweise für zukünftige Teachlet-Moderatoren? Was ist noch kein etabliertes Wissen, sollte aber auf jeden Fall bedacht werden?

Welche Frage(n) könnte(n) sonst noch wichtig sein? Zur Erinnerung: Beim Interviewleitfaden soll nicht jede einzelne Frage vorformuliert dastehen, sondern es handelt sich eher um eine Art Checkliste, mit der man sicher geht, dass keine der enthaltenen Fragen im Laufe des Interviews vergessen wird.

Interviewte Personen

Neben Axel Schmolitzky und Christian Späh, die hier bereits mehrfach genannt wurden, gibt es noch eine Reihe von Personen, die schon Teachlets gehalten haben und die ich so einschätzen würde, dass sie für meine Arbeit wichtige Erkenntnisse beizutragen haben. Aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte dieser Personen führe ich diese Liste zunächst mal nicht öffentlich. Sobald allerdings Zusagen vorhanden sind und Terminabsprachen stattgefunden haben, werde ich alles Wichtige natürlich hier preisgeben. Inwieweit Protokolle und/oder Aufnahmen der Interviews veröffentlicht werden können, werde ich dann mit den interviewten Personen einzeln absprechen. Vielleicht möchte es jemand gar nicht, dann soll es daran nicht scheitern. Ich gehe aber eigentlich davon aus, dass einige davon hinterher hier zu finden sein werden.

Gibt es jemanden, der/die Wichtiges zu Teachlets zu sagen hat und gehört werden möchte? Bitte bei mir melden.

Ist jemand am Konzept der Leitfadeninterviews interessiert und möchte vielleicht einfach mal eins miterleben? Sollte meinetwegen klappen. Sagt bescheid.

Technik

Ein gerne vergessenes, aber wichtiges Detail ist die Frage der Aufnahmetechnik. Man braucht ein Gerät, das gesprochene Sprache in einem (hoffentlich) ruhigen Raum mit zufriedenstellender Qualität aufzeichnen kann. Ich habe es ausprobiert: Mein Mobiltelefon kann es leider nicht. Aber zur Not ist das Mikrofon in meinem Laptop empfindlich genug dafür.

Ausblick

Nächsten Dienstag gibt es voraussichtlich (vielleicht auch mit einem Tag Verspätung) ein Überraschungsthema, weil ich vergessen habe die Zuständigen zu fragen, inwieweit ich im Vorfeld darüber sprechen darf… Also baue ich eben ein wenig Spannung auf. Bis nächsten Dienstag!