Zitieren von Internetquellen: (M)ein Spezialfall

Sie lesen einen älteren Blogeintrag. Bitte beachten Sie, dass die hierin enthaltenen Informationen technologisch veraltet sein können. Dieser Text spiegelt nicht unbedingt meine aktuellen Meinungen oder Fähigkeiten wider.

Dies ist die originale deutsche Version dieses Textes. Er ist auch als englische Übersetzung verfügbar.

Dieser Text wurde ursprünglich im Doktoranden-Blog der Forschungsgruppe Kooperationssysteme der UniBw M veröffentlicht.

25. November 2016

Bei meinen Recherchen für UrbanLife+ und die eigene Dissertation ist mir vor einer Weile das Buch „Patterns in Game Design“ von Staffan Björk und Jussi Holopainen untergekommen, von dem ich mir eine Vermeidung ontologisch bedingter Kopfschmerzen versprach: Es handelt sich im Grunde um ein Nachschlagewerk, welches Definitionen für allerlei etablierte Begriffe aus dem Bereich Game Design liefert.

Leider erwies es sich als schwierig, das Buch in die Hände zu bekommen. Es ist nicht mehr im Druck und nur noch zu hohen Gebraucht-Preisen erhältlich. Ich habe deshalb den Erstautor angeschrieben und um Rat gebeten.

Er verwies mich auf die Seite gameplaydesignpatterns.org, ein (geschlossenes) Wiki, das – so Prof. Björk – den Inhalt des Buches komplett enthält und dieses als „Nachfolgewerk“ insgesamt ablöst.

In der Schule habe ich noch gelernt, dass Wikis nicht zitierbar sind. Das ist ein paar Jährchen her, und ich habe seitdem einige Dinge über Literaturverweise in wissenschaftlichen Werken gelernt – unter Anderem, wie man Referenzen auf Online-Quellen sinnvoll angibt und wie man auf eine bestimmte datierte Version eines (Media)Wiki-Artikels verweist.

Dennoch eilt Quellen dieser Art nach wie vor die Aura der Unwissenschaftlichkeit voraus. Zwar kann weder bei einem Wiki noch bei einem Buch von einem erfolgten Peer Review ausgegangen werden, aber dem Verlag fällt zumindest auf dem Papier die Verantwortung für eine gewisse Qualitätskontrolle zu, die ein Webhoster nicht leistet. Außerdem tragen Bibliotheken und Archive zur Sicherung der zukünftigen Verfügbarkeit von Büchern bei, welche für Webseiten ebenfalls nicht generell gegeben ist.

Mir ist nun intuitiv vor allem ein Punkt klar: Ich referenziere in meinen Arbeiten selbstverständlich die Quelle, die ich auch tatsächlich gelesen habe. Ansonsten stehen eine Reihe von Fragen im Raum. Vor allem für die Dissertation höre ich immer wieder, dass der Eindruck beim Querlesen des Literaturverzeichnisses entscheidend ist. Fange ich mir mit einer Wiki-Referenz (im Vergleich zu einem Buch) einen ungewollten negativen Eindruck ein? Lohnt es sich, trotzdem irgendwie das Buch zu besorgen und es dann zu referenzieren? In welchem Sinne ist ein nicht mehr erhältliches Buch überhaupt eine „bessere“ Quelle als eine verfügbare Webseite? Oder ist dies ein so spezieller Spezialfall, dass ich mir um die eine Quelle keine Gedanken machen brauche?

Viele von euch haben solche Fragen bestimmt schon hinter sich, und eure Meinungen (sowie gerne auch eigene Anekdoten) würden mich interessieren.